Stechpalme

Stechpalme in der Literatur

Auch die Stechpalme, englisch Holly, erwähnt Shakespeare nur an einer einzigen Stelle in seinen Stücken. Sie kommt in einem Lied vor, das von der Undankbarkeit der Menschen handelt, und mit „Blow, blow, thou winter wind“ beginnt:

„Heigh-ho, sing heigh-ho!
Unto the green holly,
Most friendship is feigning,
most loving mere folly.
Then heigh-ho, the holly!“

„He-ho, singt he-ho, singt dem grünen Ilex. Meist ist Freundschaft Schein, meist Lieben bloße Narretei. Dann he-ho, der Ilex.“
(As you like it, dt: Wie es Euch gefällt, Akt 2, Szene 7, Zeile 174)

Die obige Reclam-Übersetzung ist auf Anhieb nicht recht verständlich. Erich Fried übersetzt „unto the green holly“ mit „Im Wald wohnt die Wahrheit“.
In der Übersetzung von Schlegel heißt es „Den grünenden Bäumen, … Drum heisa den Bäumen!“
Damit wird klarer, dass Shakespeare im Wald – in der Stechpalme – meiner Meinung nach ein Stück Wahrhaftigkeit sieht, im Gegensatz zur Menschenwelt in seinem Schauspiel.

Auch wenn Shakespeare die Stechpalme nur an der einen Stelle erwähnt, soll sie damals auch in England durchaus beliebt gewesen sein, zum einen als attraktive und undurchdringliche Hecke, zum anderen als Symbolpflanze im Weihnachtsschmuck, da sie immergrün ist und schöne rote Beeren trägt.

In der Literatur gibt es dazu zahlreiche Verweise – und zwar aus allen Teilen der Welt und zurück bis in die Antike. Die Stechpalme sollte vor allem Böses vom Haus fern halten. Vermutlich wurde sie wegen ihrer stachligen Blätter dazu auserkoren. Außerdem wurden Pflanzen, die den Winter über grün blieben, als Symbol für Unsterblichkeit gesehen.

Die Pflanze ist in verschiedenen Naturräumen Deutschlands verbreitet, in Bayern nur an wenigen Stellen in den Alpen und im Alpenvorland.
Der Name Ilex leitet sich von dem lateinischen Namen der Steineiche, Quercus ilex, ab, die ähnliche Blätter besitzt.

Auch Goethe war die Stechpalme bekannt. Er hatte laut Wikipedia sogar einen Spazierstock aus ihrem Holz. In seinen teilweise recht frechen Gedichten „Parabolisch“ schreibt er:
„Im Vatikan bedient man sich Palmsonntag echter Palmen… … Muß im Gebirg zu diesem Brauch Stechpalmen gar verwenden.“
In seiner nicht immer ganz respektvollen Charakterisierung der Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“  kann man auch lesen, dass im „Bayrischen Alpenlied“ mit dem Palmbaum die Stechpalme gemeint ist. Er schreibt: „Allerliebst, nur wird man vonherein irre, wenn man nicht weiß, daß unter dem Palmbaum die Stechpalme gemeint ist“. Hier die ersten beiden Strophen des Lieds:

„Der Franz läßt dich grüßen
Gar hoch und gar fest,
Vom Palmbaum hoch sprießen
Gar vielerley Aest.
Mit grünblauer Seiden
Ein Kränzlein hängt dran,
Drum sollt du wohl meiden
Ein anderen Mann.“

Viel gäbe es noch zu sagen, vielleicht noch ein Detail, das mir vorher nicht bekannt war. Hollywood verdankt seinen Namen der Stechpalme, die in der englischen Sprache Holly heißt.