Narzisse

Narzissen in der Literatur

„…Daffodils,
That come before the swallow dares
And take the winds of March with beauty“

„…Narzissen,
die erscheinen, bevor die Schwalbe es wagt
und die die Winde des März mit Schönheit fesseln“
(The Winter’s Tale, Akt 4, Szene 4)

In The Winter’s Tale legt Shakespeare der Hauptfigur Perdita Verse über Frühlingsblumen in den Mund, unter anderem die obige wunderschöne Beschreibung der Narzisse.

Narzissen und Tulpen wurden zu Shakespeare’s Zeiten, um das Jahr 1600 herum, in den verschiedensten Arten und Varietäten als Gartenpflanzen nach Europa eingeführt. Jedoch gab es in England auch in der freien Natur die gelbe Narzisse. Auch in Shakespeare’s Heimat Warwickshire gab es Narzissen-Wiesen. Von daher nimmt man an, dass Shakespeare beim Schreiben seiner Verse an diese gedacht hat. Die Beliebtheit von Narzissen ist bis heute ungebrochen. England ist traditionell eines der Hauptanbaugebiete, wie man im Frühling in fast jedem (deutschen) Supermarkt bemerken kann.

Wilde Narzissen spielten bereits in der griechischen Mythologie eine Rolle. Auch im arabischen und chinesischen Raum gibt es aus sehr früher Zeit Zeugnisse für die Beliebtheit dieser Pflanze. Wen wundert’s.

In der Literatur gibt es unzählige Gedichte und Verse über Narzissen. Zum Abschluss aber hier noch ein Zitat aus Shakespeare’s Wintermärchen:

„When Daffodils begin to peer,
With heigh! the doxy o’re the dale,
Why, then comes in the sweet o’the year.“

„Wenn Narzissen hervorzuspitzen beginnen,
Mit Hei! dem Liebchen übers Tal,
Ja, dann kommt herbei die Süße des Jahres.“
(The Winter’s Tale, Akt 4, Szene 3)

Primel

Primeln in der Literatur

„Primrose, first-born child of Ver,
Merry spring-time’s harbinger“

„Primel, erstgeborenes Kind des Frühlings,
Fröhlicher Frühlingsbote“
(Shakespeare: The Two Noble Kinsmen, Die zwei edlen Verwandten, Akt 1, Szene 1)

Im Wintermärchen bedauert Shakespeare die Pflanze, die nie einen Sommer erleben kann:

„…pale primroses,
That die unmarried, ere they can behold
Bright Phoebus in his strength…“

„…blasse Primeln,
die unverheiratet sterben,
ehe sie die helle Sonne in ihrer ganzen Kraft erblicken…“
(The Winter’s Tale, Das Wintermärchen, Akt 4, Szene 4)

Blass sind unsere Primeln, die wir im Gartencenter kaufen, natürlich nicht. Aber wer diese schon einmal ausgepflanzt hat, wird sich wundern, wie schmächtig sie im nächsten Jahr sind. Sie haben dann auch längst nicht die Farbenpracht, wenn sie draußen erblühen.
An natürlichen Standorten ist die Art gefährdet und streng geschützt.

Noch einmal zu Shakespeare: In Hamlet und Macbeth bedeutet der „primrose path“ bzw. der „primrose way“ (im Gegensatz zu einem dornigen Weg), dass derjenige, der den Primelpfad begeht, ein leichtes und vielleicht auch sündhaftes Leben lebt.

Es gibt auch einige deutsche Gedichte, in denen die Primel vorkommt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob tatsächlich die Primel gemeint ist, oder vielleicht die Schlüsselblume, die ja zur gleichen Gattung gehört.

Ein schönes Gedicht, das auf die Gartenprimel passt, stammt von Rainer-Maria Rilke.

„Nimmer will ich höher streben, denn ich lieb mein schlichtes Kleid.
Glaub, das höchste Glück im Leben liegt in der Zufriedenheit.“

Schneeglöckchen

Sehnlichst erwartet blühen Schneeglöckchen oftmals schon, wenn noch Schnee liegt.

Theodor Storm (1817-1888) schrieb treffend in seinem Gedicht „März“:

Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.

Im englischen Sprachraum nennt man Schneeglöckchen „snowdrops“. Ein hübscher Name.
Dazu noch ein passendes Gedicht: „The Snowdrop“ von der interessanten englischen Dichterin Anna-Laetitia Babauld (1743-1825).

Already the Snowdrop dares appear,
The first pale blossom of th‘ unripen’d year;
As Flora’s breath, by some transforming power,
Had chang’d an icicle into a flower,
Its name and hue the scentless plant retains,
And winter lingers in its icy veins.

Viele Gedichte und Märchen wurden über das Schneeglöckchen geschrieben. Gesammelt sind einige davon auf folgender Webseite:

http://www.galanthomanie.de/schneegloeckchengedichte/galanthus_gedichte.html

Im Garten gibt es viele verschiedene Arten und Sorten, die zum großen Teil aus Südost-Europa kommen. In Deutschland heimisch ist nur Galanthus nivalis, also eine einzige Art.

Das Schneeglöckchen gehört zu den Narzissengewächsen, den Amaryllidaceae. Es hat sechs Blütenblätter, die sich bei schlechtem Wetter oder auch in der Nacht schließen. Drei der Blütenblätter sind relativ kurz und haben eine hübsche grüne Zeichnung.

Die Vegetationsperiode ist sehr kurz. Innerhalb ein paar Monaten sprießt es aus der Zwiebel heraus, blüht und zieht sich wieder in die Zwiebel zurück.

Verwandt mit dem Schneeglöckchen ist die Frühlingsknotenblume, Leucojum vernum, auch Märzenbecher genannt. Sie ist größer und stämmiger als das Schneeglöckchen und ihre sechs Blütenblätter sind alle gleich gestaltet.

Eine weitere Verwandte ist die Narzisse, die in einem eigenen Kapitel beschrieben wird.