Nelken (und Shakespeare)

In diesem Beitrag geht es um Nelken – und ein wenig um Shakespeare. Shakespeare und Pflanzen sind ein fast unerschöpfliches Thema. So viele Blumen, Bäume und Nutzpflanzen hat er in seinen Werken erwähnt.
Hier also etwas zu den Nelken, passend zur Jahreszeit, denn sie blühen jetzt im Juni gerade in den Gärten.
 

In Shakespeares Wintermärchen erwähnt Perdita die Nelken (engl. carnations und gillyvors), die auf manche Menschen gekünstelt wirken:

„… the fairest flowers o’ th’ season
Are our carnations and streak’d gillyvors,
Which some call nature’s bastards …“
(The Winter’s Tale, Akt 4, Szene 4)

„… sind die schönsten Blumen der Jahreszeit
unsere Nelken und unsere gestreiften Gartennelken,

die manche der Natur Bastarde nennen …“
(Das Wintermärchen, Übersetzung Reclam)

Drei verschiedene Nelken bei Shakespeare

Shakespeare verwendet drei verschiedene Gartennelken in seinen Werken – gillyvors, carnations und pinks. Wie sie sich zur damaligen Zeit unterschieden haben, vermag man heute, nach gut 400 Jahren, nicht mehr  genau zu sagen. Es gibt unterschiedliche Theorien.
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Narzisse

Narzissen in der Literatur

„…Daffodils,
That come before the swallow dares
And take the winds of March with beauty“

„…Narzissen,
die erscheinen, bevor die Schwalbe es wagt
und die die Winde des März mit Schönheit fesseln“
(The Winter’s Tale, Akt 4, Szene 4)

In The Winter’s Tale legt Shakespeare der Hauptfigur Perdita Verse über Frühlingsblumen in den Mund, unter anderem die obige wunderschöne Beschreibung der Narzisse.

Narzissen und Tulpen wurden zu Shakespeare’s Zeiten, um das Jahr 1600 herum, in den verschiedensten Arten und Varietäten als Gartenpflanzen nach Europa eingeführt. Jedoch gab es in England auch in der freien Natur die gelbe Narzisse. Auch in Shakespeare’s Heimat Warwickshire gab es Narzissen-Wiesen. Von daher nimmt man an, dass Shakespeare beim Schreiben seiner Verse an diese gedacht hat. Die Beliebtheit von Narzissen ist bis heute ungebrochen. England ist traditionell eines der Hauptanbaugebiete, wie man im Frühling in fast jedem (deutschen) Supermarkt bemerken kann.

Wilde Narzissen spielten bereits in der griechischen Mythologie eine Rolle. Auch im arabischen und chinesischen Raum gibt es aus sehr früher Zeit Zeugnisse für die Beliebtheit dieser Pflanze. Wen wundert’s.

In der Literatur gibt es unzählige Gedichte und Verse über Narzissen. Zum Abschluss aber hier noch ein Zitat aus Shakespeare’s Wintermärchen:

„When Daffodils begin to peer,
With heigh! the doxy o’re the dale,
Why, then comes in the sweet o’the year.“

„Wenn Narzissen hervorzuspitzen beginnen,
Mit Hei! dem Liebchen übers Tal,
Ja, dann kommt herbei die Süße des Jahres.“
(The Winter’s Tale, Akt 4, Szene 3)

Primel

Primeln in der Literatur

„Primrose, first-born child of Ver,
Merry spring-time’s harbinger“

„Primel, erstgeborenes Kind des Frühlings,
Fröhlicher Frühlingsbote“
(Shakespeare: The Two Noble Kinsmen, Die zwei edlen Verwandten, Akt 1, Szene 1)

Im Wintermärchen bedauert Shakespeare die Pflanze, die nie einen Sommer erleben kann:

„…pale primroses,
That die unmarried, ere they can behold
Bright Phoebus in his strength…“

„…blasse Primeln,
die unverheiratet sterben,
ehe sie die helle Sonne in ihrer ganzen Kraft erblicken…“
(The Winter’s Tale, Das Wintermärchen, Akt 4, Szene 4)

Blass sind unsere Primeln, die wir im Gartencenter kaufen, natürlich nicht. Aber wer diese schon einmal ausgepflanzt hat, wird sich wundern, wie schmächtig sie im nächsten Jahr sind. Sie haben dann auch längst nicht die Farbenpracht, wenn sie draußen erblühen.
An natürlichen Standorten ist die Art gefährdet und streng geschützt.

Noch einmal zu Shakespeare: In Hamlet und Macbeth bedeutet der „primrose path“ bzw. der „primrose way“ (im Gegensatz zu einem dornigen Weg), dass derjenige, der den Primelpfad begeht, ein leichtes und vielleicht auch sündhaftes Leben lebt.

Es gibt auch einige deutsche Gedichte, in denen die Primel vorkommt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob tatsächlich die Primel gemeint ist, oder vielleicht die Schlüsselblume, die ja zur gleichen Gattung gehört.

Ein schönes Gedicht, das auf die Gartenprimel passt, stammt von Rainer-Maria Rilke.

„Nimmer will ich höher streben, denn ich lieb mein schlichtes Kleid.
Glaub, das höchste Glück im Leben liegt in der Zufriedenheit.“